Wie viel verdienen freiberufliche Texter:innen?
Verdienen andere Texter:innen oder Copywriter mehr als du?
Diese Frage ist schwer zu beantworten, weil du online kaum verlässliche Infos findest.
Kaum jemand legt seine Preise offen und wenn du dich auf Ausschreibungen bewirbst, weißt du nicht, welche Preise andere Texter:innen verlangen.
Es ist immer ein bisschen Rätselraten.
Und das führt zu einer riesigen Spannweite an Honoraren: Während manche Texter:innen sich für 2 Cent pro Wort verkaufen, verdienen andere 100 Euro pro Stunde – und beide sind technisch gesehen „freiberufliche Texter:innen” oder „freiberufliche Copywriter”.
Die Wahrheit ist: Preise sind nichts Feststehendes. Sie hängen von unzähligen Faktoren ab – deiner Positionierung, deinen Kund:innen, deinem Verhandlungsgeschick.
Aber woher sollst du wissen, was in welchem Bereich realistisch ist?
Und wie kommst du von Niedrigpreisen zu einem Preis, von dem du mit dem Schreiben online gut Geld verdienen kannst?
Ich arbeite seit 2019 freiberuflich mit Texten und habe seitdem schon viele Male Preise verhandelt.
Zusätzlich komme ich für unterschiedliche Projekte immer wieder mit Bewerbungen von anderen Texter:innen in Kontakt.
Das heißt: Ich weiß aus erster Hand, welche Preise in der Praxis wirklich verlangt – und welche tatsächlich gezahlt werden.
In diesem Artikel erfährst du:
✔ Welche Preise freiberufliche Texter:innen durchschnittlich verlangen – und was realistisch durchzusetzen ist.
✔ Welche Preise du anstreben solltest, um langfristig gut von deinem Schreiben leben zu können.
✔ Welche Strategien dir helfen, höhere Preise durchzusetzen, statt dich unter Wert zu verkaufen.
Was verdienen freiberufliche Texter:innen & Copywriter wirklich?
Wie gesagt: Es gibt nicht den einen Texter-Verdienst. Die Preisspanne ist riesig.
Aber je nachdem, woher du deine Kundschaft bekommst, gibt es ein paar Punkte, an denen du dich meiner Erfahrung nach orientieren kannst.
Das sind die drei häufigsten Preismodelle:
Wortpreise – die typische Bezahlung auf Job-Plattformen
Am wenigsten verdienen Texter:innen auf Textbörsen wie Textbroker oder Content.de. Hier sind Wortpreise von 1 bis 2 Cent der Normalfall.
Warum?
Weil Texter:innen auf Textbörsen austauschbar sind. Es gibt immer jemanden, der es für weniger macht. Außerdem ist es nicht möglich, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen und individuelle Preise zu verhandeln.
Auf Freelancer-Marktplätzen wie Fiverr, Upwork oder Junico arbeitest du direkt mit deinen Kund:innen zusammen und kannst so bessere Preise erzielen. Doch auch hier verdienen Texter:innen mit am wenigsten – durchschnittlich 2 bis 6 Cent pro Wort.
Der Vorteil gegenüber Textbörsen ist jedoch: Du kannst deinen Preis hier selbst bestimmen. Allerdings ist die Konkurrenz riesig und Kund:innen oft nicht so zahlungsbereit, weshalb mehr als 10 Cent pro Wort meiner Erfahrung nach kaum jemand zahlt.
Neben Textbörsen und Freelancer-Marktplätzen gibt es die klassischen Jobplattformen wie Texterjobbörse, Freelancer.com oder machdudas. Auftraggeber:innen schreiben hier ihre Aufträge aus, du bewirbst dich und schlägst in der Regel selbst einen Preis vor.
Was du verdienen kannst, hängt stark von den Auftraggeber:innen ab:
- Manche zahlen 1 Cent pro Wort, andere 12 Cent.
- Die Schmerzgrenze liegt meiner Erfahrung nach bei 10 bis 14 Cent pro Wort – aber so ein Wortpreis ist nicht der Normalfall, dafür musst du wirklich gut verhandeln und an zahlungsbereite Auftraggeber:innen geraten.
Insgesamt verkaufen sich Texter:innen oft unter Wert, wenn sie sich auf Jobs bewerben.
Ich habe selbst unzählige Bewerbungen von Texter:innen auf diesen Plattformen gesichtet – und war überrascht, wie niedrig die meisten ihre Preise angesetzt haben.
Im Durchschnitt: 5 Cent pro Wort.
5 Cent pro Wort – reicht das?
Wenn du 5 Cent pro Wort verlangst, verdienst du für einen 1.000-Wörter-Artikel gerade einmal 50 Euro.
Das klingt auf den ersten Blick vielleicht okay – aber rechne mal weiter:
Selbst wenn du es schaffst, zwei solcher Artikel pro Tag zu schreiben, kommst du auf 100 Euro täglich. Bei einer 5-Tage-Woche sind das 2.000 Euro im Monat – und davon gehen noch Steuern, Sozialversicherung und Altersvorsorge ab.
Und das ist die optimistische Rechnung. Denn in der Realität schreibst du nicht jeden Tag zwei Artikel. Du brauchst Zeit für Kundenakquise, Briefings, Korrekturschleifen, Verwaltungskram wie Rechnungen schreiben und Weiterbildung. Und vielleicht hast du auch mal keine Aufträge oder du willst mal Urlaub machen oder Geld zur Seite legen.
Am Ende kommst du realistischerweise also kaum über den Mindestlohn…
Um nachhaltig profitabel zu arbeiten, solltest du mindestens 0,20 bis 0,30 Euro pro Wort anstreben. Wenn du dich spezialisierst und komplexere Texte schreibst, sind auch 0,40 Euro pro Wort und mehr realistisch.
Wortpreise haben das Problem, dass du für Quantität statt für Qualität bezahlt wirst – das bedeutet: je effizienter und präziser du schreibst, desto weniger verdienst du.
Nicht unbedingt fair, oder?
Deshalb setzen viele Texter:innen stattdessen auf einen Stundenlohn. Damit wirst du unabhängig von der Textlänge für deine tatsächliche Arbeitszeit bezahlt – zumindest in der Theorie.
Stundenlöhne – eine vermeintlich faire Lösung
Viele Texter:innen setzen also auf Stundenlöhne, weil sie fairer erscheinen als Wortpreise. Ob sie aber wirklich so fair sind, dazu gleich mehr.
Jetzt erst einmal ein paar Beispiele aus der Praxis, damit du eine Orientierung bekommst, was andere Texter:innen ungefähr pro Stunde verlangen:
Gängige Stundensätze für Texter:innen:
- Anfänger:innen: 15-40 Euro
- Fortgeschrittene: 40-70 Euro
- Erfahrene Texter:innen mit Spezialisierung: 70-150 Euro
Der Berufsverband Text empfiehlt einen Stundensatz von mindestens 90 Euro, um nachhaltig profitabel zu arbeiten. Ein Wert, den viele Texter:innen in der Praxis aber nur schwer erreichen, wie du an den gängigen Stundensätzen siehst.
Denn wenn du dich auf Ausschreibungen bewirbst, sind viele Auftraggeber:innen nicht bereit, so hohe Stundensätze zu zahlen. Und auf Freelancer-Plattformen liegt der Durchschnitt eher bei 25 bis 40 Euro.
Achtung: Stundensatz ist nicht gleich Stundensatz!
Viele Texter:innen machen den Fehler, ihren freiberuflichen Stundensatz mit dem Stundenlohn von Angestellten zu vergleichen – dabei sind das zwei völlig verschiedene Dinge.
Angestellte bekommen bei einem Stundenlohn von z. B. 20 Euro Urlaubsgeld, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Sozialversicherungen und Rentenbeiträge vom Arbeitgeber gezahlt.
Freelancer und Selbständige müssen all das selbst abdecken – plus Steuern, Betriebskosten, Kundenakquise und Weiterbildung.
Deshalb sind Stundensätze von mindestens 90 Euro in kreativen Berufen nicht übertrieben, sondern notwendig, um langfristig profitabel zu arbeiten.

Wie erreichst du aber einen Stundensatz von 90 Euro oder höher?
Indem du dich gut vermarktest, eine Personal Brand aufbaust und/oder in einer lukrativen Nische schreibst und dir Kund:innen suchst, die den Wert hochwertiger Texte verstehen.
Doch auch der Stundenlohn hat seine Problematik.
Pauschalpreise – das Preismodell vieler erfahrener Texter:innen
Viele erfahrene Texter:innen setzen auf einen festen Preis pro Auftrag – also einen Pauschalpreis.
Warum?
Weil weder Wortpreise noch Stundensätze die tatsächliche Arbeit immer fair abbilden:
- Wortpreise orientieren sich nur an der Textlänge – nicht an Recherche, Konzeptarbeit oder Korrekturen. Ein 200-Wörter-Werbetext kann genauso lange dauern wie ein 1.500-Wörter-Artikel.
- Stundensätze bestrafen Effizienz – je schneller du arbeitest, desto weniger verdienst du. Zwar kannst du das mit einem höheren Stundensatz ausgleichen, aber hohe Stundensätze schrecken viele Kund:innen ab, weil sie die Kosten schwer kalkulieren können.
Pauschalpreise lösen dieses Problem: Du wirst für das Ergebnis bezahlt – nicht für deine Zeit. Und deine Kund:innen wissen von Anfang an, was sie am Ende zahlen.
Warum Pauschalpreise also sinnvoll sein können:
✔ Du wirst für den Gesamtaufwand bezahlt – nicht nur für Wörter oder Stunden.
✔ Du kannst effizienter arbeiten, weil du nicht in Wortzahlen oder Minuten denken musst.
✔ Pauschalangebote sind für Kund:innen verständlicher – weniger Diskussionen, bessere Verhandlungsbasis.
✔ Sie lassen sich leichter vermarkten, weil sie greifbarer sind als abstrakte Stundensätze.
Je nach Auftrag und Zielgruppe können Pauschalpreise stark variieren. Aber hier ein paar typische Pauschalpreise:
- Blogartikel (1.000–1.500 Wörter) → 250–500 Euro
- Website-Texte (Startseite, Über uns, Leistungen, Kontakt) → 1.500–4.000 Euro
- Social-Media-Content-Paket (10 Posts inkl. Strategie) → 800–1.500 Euro
- Salespage für ein Produkt oder eine Dienstleistung → 2.500–6.000 Euro
Besonders gut funktionieren Pauschalpreise, wenn du eine Spezialisierung hast – zum Beispiel im Finanzbereich oder als Copywriter für Landingpages.
Warum?
Weil du dann die relevanten Quellen kennst und kaum noch recherchieren musst. Du hast bewährte Strukturen und weißt, was von dir erwartet wird, und insgesamt brauchst du so weniger Zeit für bessere Ergebnisse.
Mit einem Pauschalpreis wirst du also für dein Know-how bezahlt – nicht für deine Zeit. Während Wort- oder Stundenpreise deine Effizienz bestrafen, belohnt ein Pauschalpreis dich für schnelles, hochwertiges Arbeiten.
Aber was, wenn ein Auftrag länger dauert als gedacht?
Klar, manche Projekte sind aufwendiger als erwartet – aber das ist kein Problem, wenn du Pauschalpreise klug kalkulierst:
✔ Aufwand gleicht sich aus: Manche Aufträge dauern länger, andere weniger. Über die Zeit gesehen hält sich das die Waage.
✔ Puffer einrechnen: Setze deine Preise so an, dass auch mal ein aufwendigeres Projekt darunterfallen kann, ohne dass du im Minus landest.
Und jetzt? Wie erreichst du als Texter:in bessere Preise?
Die große Preisspanne und die unterschiedlichen Preismodelle zeigen: Was du verdienst, hängt nicht nur von deinen Fähigkeiten ab – sondern auch davon, wie du deine Arbeit verkaufst.
Wenn du auf Plattformen arbeitest, in denen Kund:innen möglichst günstig Texte einkaufen wollen, wirst du nie über Niedrigpreise hinauskommen. Wenn du hingegen gezielt Kund:innen suchst, die den Wert guter Texte verstehen, kannst du deutlich höhere Preise durchsetzen.
Das heißt konkret:
- Setze auf Spezialisierung oder auf eine Personal Brand. Wenn du als Expert:in für ein bestimmtes Thema wahrgenommen wirst, kannst du höhere Preise verlangen → mehr zum Thema Nische und Personal Brand findest du in meinem Artikel Nische finden.
- Nutze Pauschalpreise. So wirst du nicht für deine Zeit, sondern für dein Wissen und deine Ergebnisse bezahlt.
- Netzwerke. Die besten Aufträge kommen oft über Kontakte – nicht über Massenplattformen.
- Trau dich, höhere Preise zu verlangen. Wenn du deine Preise zu niedrig ansetzt, signalisiert du, dass du selbst nicht an den Wert deiner eigenen Arbeit glaubst.
Egal, ob du dich als Texter:in oder als Copywriter bezeichnest, am Ende geht es also nicht darum, immer mehr zu schreiben, um mehr Geld zu verdienen, sondern so strategisch wie möglich zu arbeiten.
Die erfolgreichsten Schreibenden verdienen nicht mehr, weil sie schneller tippen – sondern weil sie sich richtig positionieren.
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Julia hat ein Problem: Sie kauft weit mehr Bücher, als sie jemals lesen kann – ihr Wissensdurst ist einfach unstillbar. Damit wieder Geld reinkommt, schreibt sie freiberuflich Blogartikel und beschäftigt sich mit Marketing. Auf scribona schreibt sie über ihre Erfahrungen und ihre Erkenntnisse als freiberufliche Texterin.