Stephen King: Das Leben und das Schreiben

6 Dinge, die du als Texter:in von Stephen King lernen kannst (+ 1 Bonus-Erkenntnis)

Stephen King?

Warum sollte ich als Texterin einen Schreibratgeber von einem Horror-Schriftsteller lesen?

Ich will ja schließlich nicht, dass meine Kund:innen Angst bekommen und wegrennen 😅

Stimmt, aber es gibt einen Grund, warum ich Das Leben und das Schreiben von King gelesen habe und hier darüber schreibe:

Geschichten werden immer wichtiger, weil Texte durch KI zur Massenware werden.

Es geht nicht mehr um das Informieren, sondern um das Berühren.

Und wer könnte uns das besser zeigen, als jemand, der mit seinen Geschichten Millionen von Leser:innen fesselt?

Schauen wir uns also an, was wir von Stephen King über Copywriting lernen können.

Das Leben und das Schreiben* (englisch: On Writing) ist im Jahr 2000 erschienen und ist einer der meist gelesenen Schreibratgeber.

„Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King

Übrigens hat Stephen King das Buch nach einem schweren Autounfall fertig geschrieben – zwischen Schmerzmitteln und Reha also.

Warum auch viele Nicht-Fans Kings Schreibratgeber lesen

Das Leben und das Schreiben hat auf Amazon 4,5 Sterne bei knapp 800 Bewertungen. Und auffallend viele davon stammen von Menschen, die mit Kings Romanen eigentlich nichts anfangen können.

Was ist an Kings Schreibratgeber also so besonders?

Viele Schreibratgeber sind entweder zu theoretisch („So schreibst du gute Texte”) oder zu autobiographisch, wodurch das Handwerk nur am Rande gestreift wird.

King jedoch kombiniert beides – sein Buch ist eine Mischung aus Autobiographie und Schreibratgeber.

Er nutzt seine eigene Geschichte, um das Schreiben greifbar zu machen.

Hier haben wir also schon die erste Erkenntnis für uns als Texter:innen:

Storytelling funktioniert nicht nur in Romanen. Sein Schreibratgeber ist deshalb auch unter Nicht-Fans so erfolgreich, weil er Wissen nicht erklärt, sondern erzählt.

Und genau das kannst du für deine eigenen Texte übernehmen – egal ob du Produktbeschreibungen, Website-Texte, Blogartikel oder Newsletter schreibst.

Fakten sind wichtig, klar.

Aber was wirklich hängen bleibt, ist das, was beim Lesen ein Bild im Kopf entstehen lässt. Eine Emotion. Eine Verbindung. Und das erreichst du mit Storytelling.

Was du als Texter:in von Stephen King über das Schreiben lernen kannst

Ich bin übrigens auch kein Fan von Stephen King, aber was ich an ihm sehr schätze, ist seine Haltung: Er erzählt, wie das Schreiben für ihn funktioniert – ohne zu behaupten, das müsse für alle gelten.

Diese Demut ist selten. Gerade in Schreibratgebern, die einem gern vorschreiben, wie „richtiges“ Schreiben auszusehen hat.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich kann es gar nicht leiden, wenn Leute mir von oben herab sagen, wie ich schreiben muss.

Wie empfindest du das? Schreib’s gern in die Kommentare!

1. „Schreiben” ist nicht ohne Grund ein Verb

Insgesamt ist Schreiben für King eine Kombination aus Handwerk und Talent.

Wer gute Texte schreiben will, braucht einen soliden Werkzeugkasten – mit Wortschatz, Grammatik und Stilgefühl als Grundausstattung.

Aber das allein reicht nicht, um richtig gut zu werden.

Auch Talent braucht es.

Dieses hätten laut King aber viele Menschen, würden es jedoch nicht verfeinern.

Kein Wunder, dass King das so sieht: Das Geschichtenerzählen ist ja auch tief im Menschen verankert und sogar evolutionär erklärbar – empfehle dir dazu das Buch Erzählende Affen* von Samira El Oussail und Friedemann Karig!

Wie verfeinert du aber nun dein Talent?

Das Handwerk erlernst du laut King vor allem auf zwei Wegen:

  1. Lesen, lesen und lesen (King liest im Jahr etwa 80 Bücher)
  2. Schreiben, schreiben und schreiben

Das Schreibhandwerk lernst du also nicht wie Vokabeln – es ist ein Prozess aus sehr viel Lesen und sehr viel Schreiben. Immer wieder. Am besten jeden Tag.

Du wirst keine besseren Website-Texte schreiben, nur weil du noch ein paar Conversion-Formeln mehr kennst.

Du wirst besser, wenn du schreibst. Wenn du ausprobierst. Wenn du beobachtest, was bei den Leuten ankommt – und was nicht.

All das theoretische Wissen über das Schreiben, über Psychologie, über Marketing, all das hat eine unterstützende Funktion.

Entscheidend aber ist das Tun.

2. Gute Texte entstehen nicht durch Grübeln

Wenn du durchs Tun besser schreibst, warum sollte das bei Ideen anders sein?

King sagt: Warten auf Inspiration ist vergeudete Zeit.

Geschichten entstehen beim Schreiben – nicht im Kopf.

Er vergleicht das mit einem Fossil, das du freilegst: Es ist schon da, aber du musst anfangen zu graben, damit es sichtbar wird.

Und das lässt sich eins zu eins aufs Texten übertragen.

Auch deine besten Copywriting-Ideen kommen nicht vom Grübeln über die „perfekte“ Botschaft.

Was will ich eigentlich sagen? In dieser Frage kannst du dich leicht verlieren.

Und solange dein Textdokument leer bleibt, wirst du auch in deinem Kopf nur schwer eine Antwort finden.

Denn Botschaften entwickeln sich, während du schreibst.

Indem du dich auf das Problem deiner Zielgruppe fokussierst.

Während du formulierst, ausprobierst, wieder streichst, wird klarer, worauf dein Text hinausläuft.

In diesem Prozess schält sich die Botschaft dann irgendwann heraus.

So war es für mich auch bei diesem Artikel hier. Ich wusste: Ich will über Stephen Kings Schreibratgeber schreiben. Aber was ich eigentlich sagen will, hat sich erst beim Schreiben gezeigt. Ich habe zigmal neu angefangen, umgestellt, wieder gelöscht, neu formuliert, neu strukturiert. Bis dieser Artikel hier rauskam.

Und vor allem: Botschaften wirken viel besser, wenn sie sich aus dem Text ergeben – nicht, wenn du sie von Anfang an drüberstülpst.

Weil Leser:innen sich dann selbst hineinfinden können.

Sie denken mit, fühlen mit – und dadurch bleibt die Botschaft hängen. Nicht, weil du sie behauptest, sondern weil sie im Kopf deiner Leser:innen „klick“ macht.

Also: weniger grübeln, mehr graben 😉

3. Deine Kreativität liebt Routinen

Gute Ideen entstehen also nicht durch endloses Nachdenken, sondern durchs Machen.

Aber: Damit du überhaupt ins Tun kommst, brauchst du den passenden Rahmen.

Und genau deshalb betont King, wie wichtig feste Schreibzeiten und -orte sind.

Viele glauben ja: Kreativität braucht Freiheit. Spontaneität. Den richtigen Moment. Und bloß keine starren Gewohnheiten, die alles „kaputtdenken“.

King sieht das anders.

Gerade weil Schreiben ein kreativer Prozess ist, braucht es feste Zeiten und Orte. Nicht als Zwang, sondern als Einladung.

Denn wer darauf wartet, dass die große Inspiration von selbst anklopft, schreibt wenig.

Wer sich aber feste Slots einplant – einen Ort, eine Zeit, eine klare Verabredung mit sich selbst – der schafft sich den Raum, in dem Ideen überhaupt erst entstehen können.

Du musst nicht täglich dein Meisterwerk abliefern.

Aber du musst auftauchen.

Regelmäßig. Am besten an einem Ort, der signalisiert: Hier wird geschrieben.

Und wenn du dann zwei Stunden dort sitzt und nichts schreibst?

Dann sitzt du eben da.

Aber du machst auch nichts anderes.

Das macht langfristig den Unterschied.

4. Schreib simpel und du bist ein Genie

Ja, ich weiß, in Deutschland gilt eher: Je komplizierter, desto professioneller.

Aber laut King ist das das Schlimmste, das du deinem Schreibstil antun kannst – krampfhaft nach langen, komplizierten Wörtern zu suchen, nur weil du dich für einfache Sprache schämst.

Und das sieht nicht nur King so.

Menschen kaufen nicht, weil sie beeindruckt sind.

Sie kaufen, weil sie fühlen, was du sagst.

Klare, einfache Sprache schafft Vertrauen und verbindet.

Marketing-Floskeln eher nicht.

Jeder Satz, der nach „ich will besonders klug wirken“ klingt, baut eine Distanz auf.

Doch Copywriting lebt von Nähe, von direkter Ansprache, von Verständlichkeit.

Ein Beispiel:

„Unsere innovative Lösung optimiert Ihre Workflow-Effizienz nachhaltig.“

Oder einfach:

„Mit unserer Software erledigst du Routineaufgaben doppelt so schnell.“

Was fühlst du mehr?

Einfachheit ist also keine Schwäche.

Im Gegenteil: Sie zeigt, dass du weißt, was du sagen willst und dass du dich nicht hinter irgendwelchen hochtrabenden Begriffen versteckst.

5. Pausen sind auch Textarbeit

Du hast geschrieben, gegraben, gedacht – und deine Botschaft freigelegt. Aber damit bist du noch nicht fertig.

Stephen King rät, seine Manuskripte nach dem ersten Entwurf mindestens sechs Wochen liegen zu lassen.

Dieser Abstand hilft, sich von seinem Text zu distanzieren und ihn dann später mit frischem Blick zu überarbeiten.

Sechs Wochen hast du allerdings selten, wenn du nicht zufällig Millionen geerbt hast.

Aber das Prinzip bleibt: Abstand macht deine Texte besser.

Warum?

Weil du beim Schreiben selbst oft betriebsblind wirst. Du siehst nur noch, was du gemeint hast – nicht mehr, was da wirklich steht.

Einmal drüber schlafen, eine Stunde spazieren gehen, oder den Text wenigstens eine Tasse Kaffee lang ruhen lassen: Das reicht oft schon, um zu merken, was noch holpert.

Ein guter Text entsteht im zweiten, dritten, vierten Anlauf.

6. Wenn du es behaupten musst, überzeugt es nicht

Einer von Kings wichtigsten Ratschlägen lautet: Show, don’t tell.

Diese Weisheit ist keineswegs neu, schon der russische Schriftsteller Anton Tschechow schrieb im 19. Jahrhundert: „Don’t tell me the moon is shining. Show me the glint of light on broken glass.“

Heißt übersetzt: Erzähl mir nicht, dass etwas so ist. Zeig es mir, damit ich es selbst spüre.

Das ist auch pures Copywriting-Gold.

Anstatt zu schreiben: „Unser Service ist zuverlässig“, zeig, dass es so ist. Schreib zum Beispiel stattdessen:

„Während andere Anbieter nach dem Kauf nicht mehr erreichbar sind, hast du bei uns einen festen Ansprechpartner – sogar nach Feierabend.“

Der Effekt: Deine Leser:innen merken selbst, was das bedeutet, ohne, dass du es ihnen sagen musst.

Und genau deshalb glauben sie dir auch.

Show, don’t tell ist also kein Belletristik-Luxus.

Es ist das Fundament für Texte, die überzeugen.

Weil sie nicht nur behaupten, sondern spüren lassen.

Bonus: Es geht nicht nur um den Text, sondern auch um den, der ihn geschrieben hat

Zum Schluss noch ein Punkt, der bei King eher am Rande auftaucht – für uns Texter:innen aber umso relevanter ist.

Vielleicht kennst du das: Leute teilen auf Social Media, wie sie mit einer Mail sechsstellige Umsätze erzielt haben.

Oder wie sie mit einem Beitrag viral gegangen sind.

Und sie wollen dir dann zeigen, wie auch du das schaffen kannst.

Aber wenn du etwas Ähnliches schreibst, passiert …. nichts.

Warum?

Weil es eben nicht nur um den Text geht.

Das wäre schön, aber dann könnten Fußballer wie Christoph Kramer keine Romane veröffentlichen.

Stephen King hat dazu eine treffende Anekdote:

Als junger Autor reichte er immer wieder Geschichten bei Zeitschriften ein, wurde aber regelmäßig abgelehnt.

Jahre später, als er bereits ein paar erfolgreiche Romane verkauft hatte, schickte er dieselbe Geschichte nochmal ein. Minimal angepasst.

Und diesmal?

Wurde sie angenommen.

Sobald dein Name bekannt ist, interessieren sich die Leute auf einmal für dich.

Das ist leider die Realität.

Natürlich ist der Text wichtig.

Aber – und das ist vielleicht ein bisschen provokant: Noch wichtiger als der Text ist oft, wer ihn schreibt. (Wie siehst du das? Schreib’s gern in die Kommentare.)

Für uns, die mit dem Schreiben Geld verdienen, zeigt das mal wieder, wie wichtig es ist, nicht nur am Text zu feilen, sondern auch an der eigenen Sichtbarkeit.

Wenn du dir damit schwertust, empfehle ich dir meinen Artikel Marketing für Introvertierte.

Und jetzt?

Wenn du jetzt selbst mal reinlesen willst, kannst du hier* Das Schreiben und das Leben kaufen.

Und wenn du Lust darauf bekommen hast, mehr Bücher über das Schreiben zu lesen, findest du hier Die besten Bücher über das Schreiben.

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Julia Jank

Julia hat ein Problem: Sie kauft weit mehr Bücher, als sie jemals lesen kann – ihr Wissensdurst ist einfach unstillbar. Damit wieder Geld reinkommt, schreibt sie freiberuflich Blogartikel und beschäftigt sich mit Marketing. Auf scribona schreibt sie über ihre Erfahrungen und ihre Erkenntnisse als freiberufliche Texterin.

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