Kostenlose Probetexte schreiben?
Warum du zweimal darüber nachdenken solltest
Wenn du neue Auftraggeber:innen suchst, um mit dem Schreiben online Geld zu verdienen, wirst du immer wieder damit konfrontiert: Du sollst einen kostenlosen Probetext schreiben, um zu beweisen, dass du geeignet bist.
Aber solltest du dich als Texter:in darauf einlassen? Meiner Meinung nach: nein. Und in diesem Artikel zeige ich dir, warum es dabei nicht nur um verlorene Zeit geht.
Ein Gedanke vorweg: Wenn du noch ganz am Anfang stehst, würde ich dir empfehlen, pragmatisch zu sein. Wenn es also sein muss, schreibe einen kostenlosen Probetext, um an deine ersten Aufträge zu kommen. Lange solltest du dich darauf allerdings nicht einlassen. Warum, erfährst du im Artikel.
2 Gründe, warum du keine kostenlosen Probetexte schreiben solltest
Grund 1 ist offensichtlich: Du investierst viel Zeit und Mühe und erhältst nichts dafür. Als freiberufliche:r Texter:in kommst du meistens eh schon nur gerade so über die Runden, das kannst du dir also einfach nicht leisten, und überleg mal: In welchen anderen Branchen kennst du solch ein Vorgehen?
Schneidet dir ein Friseur etwa kostenlos die Haare, nur weil du das erste Mal dort bist? Oder bekommst du eine kostenlose Website, nur weil du das erste Mal mit der Webdesignerin zusammenarbeitest?
Diese Überlegung leitet schon zu Grund 2 über, der meiner Meinung nach der Hauptgrund ist: Wer kostenlose Probetexte verlangt, zeigt damit von Anfang an eine geringe Wertschätzung, die sich meiner Erfahrung nach durch die gesamte Zusammenarbeit zieht.
Was meine ich damit?
Kund:innen, die gleich zu Beginn der Zusammenarbeit kostenlose Arbeit erwarten, zeigen in der Regel auch später kaum Respekt für dich und deine Arbeit. Es sind häufig genau diese Kund:innen, die:
- Preise drücken wollen
- hohe Ansprüche haben, aber wegen jedem Euro herumdiskutieren
- sehr viel Zeit und Energie in der Kommunikation kosten, ohne dass du dafür bezahlt wirst
- zusätzliche Arbeit wie Recherchen verlangen, ohne dafür extra zu zahlen.
Ehrlich gesagt: Meine schlechtesten Erfahrungen habe ich mit Auftraggeber:innen gemacht, die kostenlose Probetexte verlangt haben. Kund:innen, die für Probetexte gezahlt haben, haben hingegen von Anfang an Wertschätzung und Respekt gezeigt, was sich langfristig immer in einer angenehmen und einfachen Zusammenarbeit widergespiegelt hat.
Warum Respekt und Wertschätzung von Anfang an so wichtig sind
Respekt und Wertschätzung sind die Grundlage für jede gute Zusammenarbeit. Ein Kunde, der dich ernst nimmt, weiß, dass deine Zeit und deine Expertise einen Wert haben.
Er wird bereit sein, von Anfang an für deine Arbeit zu zahlen, weil klar ist: Qualität hat ihren Preis. Kund:innen, die diesen Respekt zeigen, arbeiten auch langfristig auf Augenhöhe mit dir zusammen – und das sind genau die, mit denen du dich umgeben möchtest.
Wenn du hingegen mit jemandem zusammenarbeitest, der schon beim Einstieg kostenlose Leistung erwartet, wird es später schwer, faire Konditionen oder klare Grenzen durchzusetzen.
Es mag zunächst wie eine Kleinigkeit erscheinen, aber ein kostenloser Probetext setzt den Ton für die gesamte Zusammenarbeit – und meistens nicht zum Guten.
Und jetzt?
Ich weiß, dass viele Texter:innen damit zu kämpfen haben, nicht genug Anerkennung für ihre Arbeit zu bekommen und/oder mit wenig Respekt behandelt zu werden. Doch genau hier hast du die Chance, die falschen Auftraggeber:innen direkt auszusortieren.
Die richtigen Kund:innen brauchen keinen kostenlosen Probetext, um deinen Wert zu erkennen. Sie schauen sich dein Portfolio oder bezahlte Textproben an und wissen, dass du gute Arbeit leistest. Und genau diese Kund:innen sind es, mit denen du langfristig auf Augenhöhe zusammenarbeitest.
Wenn du noch kein Portfolio hast, dann erfährst du hier, wie du auch ohne Erfahrung ein Portfolio erstellen kannst. Und wenn du keinen neuen Artikel auf scribona verpassen willst, abonniere hier unseren Newsletter.
Julia hat ein Problem: Sie kauft weit mehr Bücher, als sie jemals lesen kann – ihr Wissensdurst ist einfach unstillbar. Damit wieder Geld reinkommt, schreibt sie freiberuflich Blogartikel und beschäftigt sich mit Marketing. Auf scribona schreibt sie über ihre Erfahrungen und ihre Erkenntnisse als freiberufliche Texterin.
2 Antworten
Danke für diesen wichtigen Artikel, Julia!
Ich finde es krass, wie viele Texter*innen sich unter Wert verkaufen, weil sie glauben, das müsse so sein. Und wie viele Auftraggeber*innen Freien ohne jede Wertschätzung begegnen.
Ich habe selbst anfangs für ein paar Cent pro Wort geschrieben (sogar bei Centbeträgen setzen manche Auftraggeber*innen noch ein Komma) und mir allerhand gefallen lassen. Dann kam eines Tages die Erkenntnis: Meine Arbeit ist mehr wert. Seitdem bin ich einigermaßen kompromisslos unterwegs. Wer nicht auf Augenhöhe mit mir kommuniziert, kommt als Auftraggeber*in nicht infrage.
Das ist großartig, danke für deinen motivierenden Kommentar, liebe Andrea! Diese Erkenntnis tatsächlich umzusetzen, war und ist bestimmt nicht immer einfach. Doch genau diese Klarheit und dieser Mut, unfaire Bedingungen abzulehnen und Respektlosigkeiten nicht hinzunehmen, sind so wichtig.