Geld verdienen auf Fiverr 2025

Lohnt es sich? 6 Erkenntnisse als Übersetzerin

2019 habe ich meine Freiberuflichkeit unter anderem mit Fiverr begonnen. Damals noch neben dem Studium, habe ich Übersetzungen für Schwedisch, Dänisch und Norwegisch → Deutsch angeboten (ich habe Skandinavistik studiert).

In den vergangenen sechs Jahren habe ich 373 Aufträge abgeschlossen und dabei 21.663 Euro verdient.

Ich habe also sehr viele Erfahrungen mit Fiverr gesammelt. In diesem Artikel teile ich sechs Erkenntnisse, die ich während dieser Zeit gewonnen habe, und verrate dir meine Einschätzung, ob sich Fiverr zum Geldverdienen (noch) lohnt oder nicht.

#1: Fiverr bietet einen leichten Einstieg, aber du brauchst Glück

Im Gegensatz zu anderen Freelancer-Plattformen kannst du dich bei Fiverr einfach anmelden, deine Dienstleistung anbieten und loslegen. Du brauchst weder einen Aufnahmetest zu machen, noch deine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Aus Freelancer-Perspektive ist das super: Neue Fähigkeiten lernst du am besten in der Praxis und doch ist es für Anfänger häufig schwierig, an erste Jobs zu kommen.

Fiverr ermöglicht es dir theoretisch, relativ leicht erste Erfahrungen mit echten Auftraggeber:innen zu sammeln.

Eine Hürde gibt es jedoch: Solange du keine Bewertungen hast, ist es je nach Dienstleistung unwahrscheinlich, dass dich jemand kontaktiert.

Denn anders als auf anderen Plattformen, wirst du auf Fiverr von Auftraggeber:innen kontaktiert. Du bewirbst dich also in der Regel nicht für einzelne Jobs. (Es gibt mittlerweile ein neues Feature, mit dem auch Auftraggeber:innen Jobausschreibungen posten können, aber diese spielen meiner Einschätzung nach keine so große Rolle.)

Ich hatte Glück: Als ich angefangen habe, gab es nur ein bis zwei Konkurrenten, die ebenfalls skandinavische Übersetzungsdienstleistungen ins Deutsche anboten.

Ich konnte deshalb bereits nach etwa zwei Wochen den ersten Auftrag an Land ziehen.

Und das war direkt ein Großauftrag: Hunderte Artikel über Nahrungsergänzungsmittel mussten vom Schwedischen ins Deutsche übersetzt werden.

Mein zweiter Glücksfall: Ein sehr aufmerksamer Käufer, der mich regelmäßig mit 5 Sternen bewertete (viele bewerten dich gar nicht, wenn sie zufrieden sind!).

Das war für mich ein optimaler Start und hat mir viele weitere Käufer:innen geschenkt.

Anders sieht es jedoch aus, wenn du Dienstleistungen anbietest, die es bereits in hoher Zahl auf Fiverr gibt. Im Bereich der Übersetzung etwa Englisch → Deutsch oder Spanisch → Deutsch.

Zu Testzwecken hatte ich selbst mal einen Englisch → Deutsch Gig angelegt.

Obwohl ich bereits ein gut aufgebautes Fiverr-Profil besitze, habe ich über diesen Gig innerhalb eines Jahres nur eine einzige Auftraggeberin gewinnen können. Und diese schickte mir zwar immer ganz viele Emojis und liebe Worte, bewertet hat sie mich aber nie. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich den Gig wieder offline genommen habe, hatte er also keine einzige Bewertung.

So mühsam kann es auch laufen.

Theoretisch ist der Einstieg bei Fiverr also einfach, in der Praxis ist es je nach Dienstleistung aber superschwer an die ersten Aufträge zu kommen. Ich hatte einfach nur Glück, dass ich eine Nische mit wenig Konkurrenz hatte.

#2: Fiverr ist gut, um die ersten Kontakte zu knüpfen

Ein großes Manko von Freelancer-Plattformen wie content.de & Textbroker ist es häufig, dass du auf diesen Plattformen gefangen bist. Es ist in der Regel verboten, außerhalb der Plattformen zu kommunizieren.

Wenn die Plattform also weg ist oder du von ihrem Algorithmus abgestraft wirst, hast du ein Problem. Denn ohne die Plattform bist du dann nichts, wenn du dir außerhalb dieser Umgebung nichts aufgebaut hast.

Theoretisch ist das auch auf Fiverr so. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen verbieten es dir, außerhalb von Fiverr zu kommunizieren oder die Bezahlung an Fiverr vorbei erfolgen zu lassen.

Immer wenn du eine E-Mail-Adresse etwa in den Fiverr-Chat eingibst, kommt automatisch diese Erinnerung:

Du kannst die Nachricht trotzdem abschicken, aber Fiverr wird wahrscheinlich stichprobenmäßig überprüfen, ob der Austausch der E-Mail-Adresse als „part of the service” erfolgt oder nicht.

Als „part of the service” heißt, dass du Käufer:innen zwar deine E-Mail-Adresse mitteilen darfst, aber nur wenn sie deine E-Mail-Adresse benötigen, damit der Auftrag erfüllt werden kann. Also wenn sie zum Beispiel einen WordPress-Account für dich erstellen oder dir eine Google-Doc-Datei freigeben wollen. Die weitere Kommunikation muss dann aber trotzdem wieder über Fiverr erfolgen.

So die Regeln.

In der Praxis ist es jedoch deutlich einfacher als bei anderen Plattformen, auf andere Kommunikationskanäle zu wechseln.

Fiverr ist ein großer Player, was hier zum Vorteil wird: Die Nachrichten werden bei Fiverr nicht wirklich manuell überprüft. Das heißt, dass du deine Kontaktdaten einfach über eine Word-Datei oder Ähnliches teilen kannst und schon musst du deine Dienstleistung nicht länger über Fiverr abwickeln.

Die Inhalte von Dateien werden von Fiverr meines Wissens nach nicht gecheckt, sie werden nur automatisch auf Viren geprüft.

Zudem hatte ich das Gefühl, dass Fiverr bei nicht englischem Schriftverkehr weniger aufmerksam ist.

Ich konnte mit Auftraggeber:innen zum Beispiel ganz ungeniert auf Dänisch und Schwedisch über Fiverr kommunizieren, die Bezahlung aber an Fiverr vorbei, als normale Banküberweisung erfolgen lassen. Ohne dass Fiverr jemals eingeschritten ist (und wir haben sogar die Bankverbindungen über den Fiverr-Chat ausgetauscht!).

Ich bin mir nicht sicher, ob das auf Englisch auch funktioniert hätte.

Fiverr ist also ein guter Ort, um erste Kontakte zu knüpfen (aber natürlich hängt das auch davon ab, ob du überhaupt einen Fuß in die Tür bekommst, siehe Punkt 1) und dein Portfolio aufzubauen. Langfristig denke ich aber, dass du schauen solltest, mit den Auftraggeber:innen außerhalb von Fiverr in Kontakt zu treten.

Ich arbeite heute noch mit zwei skandinavischen Unternehmen zusammen, die ich vor Jahren auf Fiverr kennengelernt habe. Mittlerweile kommunizieren wir aber über andere Kanäle.

Warum?

#3: 20 % Provision sind auf Dauer zu hoch

Weil 20 Prozent Provision langfristig zu viel sind.

Fiverr knüpft dir immer 20 Prozent ab, sogar von deinem Trinkgeld!

Im Vergleich zu anderen Plattformen ist es auch nicht so, dass die Provision bei irgendeinem Level oder bei besonders guten Leistungen irgendwann weniger werden würde.

Nein, sie bleibt immer so hoch.

Hinzu kommt, dass du auch durch den Währungswechsel von US-Dollar in Euro in der Regel Geld verlierst.

Du hast also hinterher immer deutlich weniger Geld auf dem Konto, als dein Auftraggeber oder deine Auftraggeberin dir eigentlich gezahlt hat.

Da ich auch schon selbst auf Fiverr Dienstleistungen gekauft habe, kann ich dir auch sagen, dass Auftraggeber:innen zusätzlich für jeden Auftrag eine separate Servicegebühr an Fiverr zahlen. Je höher der Verkaufspreis, desto höher wird diese Gebühr.

Wie an diesen Beispielen zu sehen:

Fiverr kassiert also zweimal ab.

Einmal von dir die 20 Prozent und einmal die Servicegebühr von den Auftraggeber:innen.

Das führt auch dazu, dass sich die Auftraggeber:innen nicht bewusst sind, dass du überhaupt eine Abgabe an Fiverr zahlst. Schließlich zahlen sie auch schon eine.

Und das beeinflusst deine Preisverhandlungen negativ.

Wenn du jetzt auch noch bedenkst, dass es auf Fiverr sowieso schon schwierig ist, anständige Preise durchzusetzen (große Vergleichbarkeit), kannst du dir vorstellen, wie schlecht deine Verhandlungsposition ist und wie wenig am Ende für dich übrig bleibt.

Ich hatte auch hier Glück, dass die skandinavischen Länder sehr wohlhabend sind und die Leute es gewohnt sind, hohe Preise zu zahlen. Trotzdem ist es auch bei ihnen auf Fiverr schwierig. Warum? Dazu im nächsten Punkt.

Wenn du dann aber auch noch eine Zielgruppe hast, die überhaupt nicht an das westeuropäische Preisniveau gewohnt ist: viel Spaß.

Fiverr hat einen weiteren Nachteil, mit dem du viel Geld verlierst: Du kannst deine geschriebenen Texte nicht bei der VG Wort melden, weil du das Urheberrecht abtrittst. Die VG Wort ist für Texte, was die GEMA für Musik ist. Ohne die VG Wort verzichtest du schlimmstenfalls auf mehrere tausend Euro Einnahmen im Jahr. Was die VG Wort genau ist und wie du mit deinen Texten Geld von ihr bekommst, erfährst du in unserem Artikel über die VG Wort.
Lesetipp

#4: Viele Auftraggeber:innen auf Fiverr verfügen über wenig Erfahrung und Wertschätzung

Aus Gesprächen weiß ich: Fiverr hat im Bereich Textarbeit keinen guten Ruf bei Unternehmen.

Auch ich selbst kaufe Dienstleistungen im Bereich Text nicht mehr auf Fiverr.

Warum?

Weil man sich als Auftraggeber:in nicht auf die 5-Sterne-Bewertungen verlassen kann.

Ich sehe einen Gig, der ausschließlich 5-Sterne-Bewertungen hat, und das zahlreich. Ich denke also als Käuferin, hier kann ich mit gutem Gewissen meine Übersetzung in Auftrag geben.

Aber ich wurde jedes Mal enttäuscht. Die Übersetzungen waren nicht immer unterirdisch, aber nie überdurchschnittlich gut, was mir eine 5-Sterne-Bewertung aber eigentlich suggeriert.

Ich habe bei Fiverr noch keinen Text erhalten, der nicht exakt Wort-für-Wort übersetzt wurde.

Alle, die sich etwas mit dem Übersetzen auskennen, wissen, dass es gerade eine gute Übersetzung ausmacht, Gedanken und Ideen in eine andere Sprache zu transportieren und nicht nur die einzelnen Wörter.

Warum haben solche Verkäufer:innen trotzdem so gute Bewertungen und werden mir von Fiverr gar als „Bestseller“ angezeigt?

Weil viele Auftraggeber:innen selbst keine Erfahrung haben.

In diesem Fall: Sie wissen einfach nicht, was eine gute Übersetzung ausmacht.

Für sie reicht es, wenn Leser:innen den Text verstehen und der Text frei von Rechtschreibfehlern und grammatischen Irrtümern ist.

Dementsprechend haben viele Auftraggeber:innen auf Fiverr auch keinerlei Ansprüche, denn einen nahezu fehlerfreien Text sollte mit den heutigen Tools jeder und jede hinbekommen (bekommen auch nicht alle hin, aber das ist ein anderes Thema…).

Es kam gar nicht selten vor, dass Auftraggeber:innen mir sogar die Texte von Google vorübersetzt schickten und mich nur noch darum baten, den Text auf Verständnisfehler hin zu korrigieren.

Sie schickten mir nicht einmal den Originaltext, weil sie es nicht für nötig erachteten.

Hier sollte spätestens das Grauen einsetzen.

Deshalb ist es neben der großen Konkurrenz und der Vergleichbarkeit extrem schwer auf Fiverr, ordentliche Preise durchzusetzen.

Als Übersetzerin für skandinavische Sprachen arbeite ich ausschließlich mit skandinavischen Unternehmen zusammen und falls du mal in Dänemark, Schweden oder Norwegen warst, wirst du festgestellt haben: Dort ist vieles deutlich teurer als hier in Deutschland. Skandinavier:innen sind also ein hohes Preisniveau gewohnt.

Und trotzdem muss ich regelmäßig in harte Preisverhandlungen treten, um einen fairen Preis zu erzielen. Und tatsächlich lehne ich mittlerweile ungefähr 90 Prozent der Aufträge auf Fiverr ab, weil wir uns über den Preis nicht einig werden.

Jetzt magst du vielleicht denken, ich hätte unrealistische Preisvorstellungen oder Übersetzungen würden sowieso mies bezahlt werden.

Das mag im kulturellen Bereich stimmen. Nicht aber im Marketing-Bereich, in dem wir uns befinden, wenn wir mit Unternehmen aus der freien Wirtschaft zusammenarbeiten.

Dort sind hohe Preise möglich und auch die Realität.

Aber auf Fiverr in der Regel nicht.

Warum ist das so?

Fiverr hat damit begonnen, Dienstleistungen für 5 US-Dollar zu verkaufen. Daher auch der Name. Mittlerweile zahlt man auf Fiverr zwar in der Regel mehr als 5 US-Dollar für eine Dienstleistung, aber das Billig-Billig-Image ist geblieben.

Leute, die auf Fiverr nach Freelancern suchen, tun das also mit der Einstellung, möglichst wenig Geld ausgeben zu wollen.

Kombiniert mit dem schlechten Ruf von Fiverr führt das dazu, dass vor allem junge Unternehmen, die noch nicht sonderlich finanzstark sind, auf Fiverr kaufen.

Viele wollen also sparen und gehen deshalb zu Fiverr.

Sie denken, dass es eine gute Idee ist, beim Copywriting zu sparen. (Auf Fiverr übersetzt du nahezu nur Marketingtexte, du bist also nicht nur Übersetzer:in, sondern auch Copywriter:in.)

Warum denken sie das? Weil sie keine Erfahrung haben.

Dieser Mix führt dazu, dass du zum einen ständig kostenlose Marketingvorträge während der Preisverhandlungen halten darfst, und dass es zum anderen superschwierig ist, gute Wortpreise zu verhandeln.

Manchmal hast du Glück und es verirrt sich ein gestandenes Unternehmen auf Fiverr. Dann ist es auch möglich, lukrative Wortpreise zu verhandeln. Aber das waren bei mir Ausnahmen.

#5: Die technische und sprachliche Performance von Fiverr sind peinlich

Fiverr ist kein kleiner Marktplatz für digitale Dienstleistungen irgendwo in der Ecke des Internets.

Es handelt sich bei Fiverr um ein Unternehmen aus Tel Aviv, das 2010 gegründet wurde. Das Unternehmen beschäftigt hunderte Mitarbeiter:innen und macht mehrere hundert Millionen US-Dollar Umsatz im Jahr.

Und dafür ist die technische Performance wirklich peinlich.

Immer wieder werden geschriebene Nachrichten im Chat nicht aktualisiert angezeigt. Ich verschicke Nachrichten und sie sind erst einmal weg – sie werden nicht angezeigt.

Wurde sie jetzt verschickt oder nicht? Das musste ich mich immer wieder fragen.

Meistens wurden die Nachrichten verschickt, tauchten aber erst auf, wenn ich mehrmalig die Seite neu geladen habe.

Hin und wieder kam es aber auch vor, dass die Nachricht tatsächlich nicht verschickt wurde.

Schlimmer noch: Das passierte auch bei Angeboten.

Ich erstelle ein Angebot, schicke es an die Käuferin oder den Käufer – und es ist weg. Es wird im Chat nicht angezeigt, dass ich das Angebot verschickt habe.

Auch hier hilft es meistens, die Seite mehrmals neu zu laden.

Ich hatte es aber auch schon, dass Angebote tatsächlich nicht verschickt wurden und ich dadurch mindestens einmal nachweislich einen seltenen lukrativen Auftrag verloren habe.

Auch das Blocken von Käufer:innen funktionierte bei mir nicht zuverlässig.

Wenn Käufer:innen einmal von dir gekauft haben und du nicht möchtest, dass sie erneut bei dir kaufen können, hast du die Möglichkeit, sie zu blockieren.

Dann kann er oder sie dir keine Nachrichten mehr schicken und deine Dienstleistung nicht mehr in Anspruch nehmen.

So die Theorie.

Aber in der Praxis konnten blockierte Käufer:innen mir trotzdem Nachrichten schicken und auch weiterhin bei mir kaufen.

Es war nicht möglich, sie wirklich zu blockieren.

Ich konnte zwar den Button anklicken, dass ich sie blockieren will, und es kam auch die Meldung, dass sie nun blockiert sei. Doch sie schienen nichts davon zu merken, sie konnten einfach weiterhin mit mir interagieren.

Erst als ich den Kundenservice von Fiverr kontaktierte, wurde ich die ein oder andere Person endlich los.

Warum das nicht nur nervig, sondern auch geschäftsschädigend ist, siehst du im nächsten Punkt.

Hinzu kommt die schlechte deutsche Lokalisierung.

Als Übersetzerin und Copywriterin bin ich bei diesem Thema vielleicht etwas empfindlich, aber trotzdem: Seit 2018 soll Fiverr einen Sitz in Deutschland haben und diese Information hat mich bei der Recherche echt überrascht.

Denn der Auftritt von Fiverr wirkt nicht so, als sei er auf den deutschen Markt ausgerichtet.

Es gibt keinen deutschsprachigen Kundenservice, die Website und die App sind in einem seltsamen Mix aus Deutsch, Englisch und Deutsch, das so wirkt, als hätten sie es selbst für 5 US-Dollar auf Fiverr gekauft. Newsletter, Mitteilungen etc. sind wiederum alle in englischer Sprache.

Versteh ich nicht. Dieser Mix wirkt einfach unprofessionell und mich nerven so schlechte Lokalisierungen. Dann doch lieber ein rein englischsprachiger Auftritt als solch ein Quatsch. Aber Hauptsache, die Werbespots sind in perfektem Deutsch…

#6: „Schlechte“ Leistungen werden zu hart bestraft, gute Leistungen kaum belohnt

Wenn Auftraggeber:innen deine Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen, müssen sie dich dafür nicht kontaktieren. Sie können die Bestellung direkt auf der Sales Pages deines Gigs abschließen, du erhältst nur noch die Auftragsdetails und kannst mit der Arbeit loslegen.

An sich klingt das nicht schlecht. Denn Kommunikation mit Kund:innen kostet so viel Zeit, da ist wahrscheinlich jede:r über eine Abkürzung froh und manchmal braucht es ja auch einfach nicht so viele Worte.

Allerdings gibt es hier ein großes Problem: Käufer:innen können dich so auch mit Diensten beauftragen, die du gar nicht anbietest. Es gibt keinen echten Kontrollmechanismus. Zwar kannst du in den Einstellungen deines Gigs festlegen, dass etwa bei Bestellung eine Datei hochgeladen werden muss, was aber in der Datei drin ist, spielt keine Rolle.

Und leider kam das bei mir immer wieder vor, denn viele Käufer:innen lesen die Gigbeschreibung nicht. Sie lesen die Überschrift und leiten daraus irgendetwas ab.

Wie gesagt, ich biete Übersetzungen von skandinavischen Sprachen ins Deutsche an. Da ich nach dem Muttersprachenprinzip arbeite, übersetze ich nur ins Deutsche, meine Muttersprache. Das steht so auch klar und deutlich in meiner Gigbeschreibung. Viele gehen aber automatisch davon aus, dass ich auch vom Deutschen ins Schwedische, Dänische oder Norwegische übersetze.

Wenn sie mir vorher eine Nachricht schreiben, kein Problem: dann kann das geklärt werden und fertig.

Wenn sie mir aber direkt einen Auftrag erteilen und auf Fiverr bereits bezahlt haben: großes Problem.

Denn die Hürde, einen Auftrag zu stornieren, ist hoch.

Fiverr verdient mit jeder Dienstleistung, die auf der Plattform erbracht wird, Geld. Also will Fiverr natürlich, dass so viele Dienstleistungen wie möglich auf der Plattform erbracht werden.

Beauftragt dich jemand mit einem Auftrag, den du gar nicht anbietest, hast du zwei Möglichkeiten zu reagieren:

Erstens: Du erklärst dem Käufer oder der Käuferin den Irrtum und bittest ihn oder sie, einer Stornierung zuzustimmen.

Das Problem: Eine Stornierung schadet deinem Algorithmus immer.

Ich habe es einmal ausprobiert und den Käufer darum gebeten, den Stornierungsprozess selbst einzuleiten, mit der Hoffnung, dass meine Statistik dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

Aber das spielte keine Rolle. Ich wurde genauso abgestraft, als wenn ich den Auftrag selbst storniert hätte.

Und noch einmal zur Erinnerung: Es geht hier um keine Stornierung, die aufgrund von verspäteter Lieferung, schlechter Qualität, missglückter Kommunikation oder Ähnliches eingeleitet wird. Sondern um eine Stornierung, weil jemand etwas bei mir gekauft hat, das ich gar nicht anbiete. Ein Unding, finde ich.

Die zweite Möglichkeit: Du beißt in den sauren Apfel und versuchst, den Auftrag trotzdem zu erfüllen.

Falls dieser Auftrag wirklich deine Kompetenzen überschreitet oder du zu viel Zeit investieren müsstest oder du Sorge vor einer schlechten Bewertung hast: Versuche, ihn an jemand anderen weiterzugeben.

So habe ich es meistens versucht, zu lösen. Ich habe auf Fiverr jemanden gesucht, der oder die diese Dienstleistung tatsächlich anbietet und habe die Person dann beauftragt.

Als ich bereits ein anständiges Preisniveau erreicht hatte, konnte ich hier hin und wieder sogar Gewinn machen. Aber auch wenn du keinen Gewinn machst oder ein wenig draufzahlen musst, würde ich empfehlen, trotzdem jemand anderen zu beauftragen. Denn je nach Kategorie ist die Abstrafung durch den Algorithmus zu hart.

Genau aus diesem Grund ist es auch ein Problem, dass die Blockierfunktion bei Fiverr nicht zuverlässig funktioniert. Denn so wirst du gezwungen, weiterhin mit Käufer:innen zusammenzuarbeiten, mit denen du das nicht willst.

Das ist zum Glück ein Extremfall. Die meisten akzeptieren es, wenn du nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten willst. Aber eben nicht alle und die schicken dir dann weiterhin ihre Aufträge und wenn du diese nicht bearbeiten willst, musst du sie stornieren, was deinem Algorithmus schadet.

Insgesamt ist die Statistik auf Fiverr schnell beschädigt. Es wird von dir etwa erwartet, dass du innerhalb von 24 Stunden auf jede noch so unwichtige Nachricht antwortest. Auch am Wochenende und an Feiertagen. Gelingt dir das nicht, sinkt die „Response Rate”, was sich auf das Verkäufer-Level und auf den Algorithmus negativ auswirkt.

Doch alle 24 Stunden sind nur das Minimum. Am liebsten hat es Fiverr, wenn du innerhalb einer Stunde antwortest. Lässt eine Antwort mehrmals häufiger auf sich warten, wirst du direkt angespornt, doch das nächste Mal etwas schneller zu sein.

Fiverr hat also hohe Ansprüche an dich.

Aber was hast du davon, wenn du dich auf das Spielchen einlässt?

Gute Frage. Meiner Erfahrung nach: abgesehen vom Algorithmus, der dann auf deiner Seite steht, leider nicht viel.

Ja, Fiverr hat verschiedene Verkäufer-Level, aber für mich haben die unterschiedlichen Level keinen merkbaren Unterschied gemacht.

Man kann mehr Gigs einstellen, mehr Extras hinzufügen, alles toll. Aber wer braucht das als seriöse:r Verkäufer:in? Selbst als Neuling kannst du bereits sieben Gigs erstellen. Wer braucht wirklich mehr?

Meiner Meinung nach suggerieren diese Levels nur den Anschein, dass man etwas hätte, auf das man hinarbeiten kann.

Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass Kundinnen und Kunden sich großartig dafür interessieren.

Aber auch das mag je nach Kategorie anders sein.

Ein wirklicher Ansporn aber wären etwa eine geringere Provisionsabgabe, eine schnellere Auszahlung, bessere Marketing-Tools und so weiter.

Eine schnellere Auszahlung und bessere Marketing-Tools sind tatsächlich möglich. Aber nicht etwa durch gute Leistung zu erreichen, nein, natürlich nur durch die Zahlung von weiteren Gebühren bzw. mit Abschluss eines Abonnements erhältst du diese Benefits.

Ich finde, Fiverr verlangt viel, gibt seinen Verkäufer:innen aber sehr wenig zurück. Langfristig sorgt das meiner Meinung nach für kein gutes Verhältnis zwischen Plattform und Verkäufer:innen.

Und jetzt?

Ich finde, Fiverr kann sich für dich als Anfänger:in lohnen, wenn du eine Nische mit wenig Konkurrenz hast und deine neu erlernten Fähigkeiten in der Praxis austesten und weiterentwickeln willst. Viele Auftraggeber:innen haben keine hohen Ansprüche und häufig wenig Erfahrung, ideale Bedingungen also, um zu starten und sich auszuprobieren.

Fiverr lohnt sich meiner Meinung nach eher nicht, wenn du bereits Erfahrung hast oder eine Nische bedienst, in der es auf Fiverr viel Konkurrenz gibt.

Ich sehe Fiverr eher als einen Spielplatz, auf dem du deine Zeit nicht weiter verschwenden solltest, wenn du erst einmal Sicherheit in deine Fähigkeiten erlangt hast.

Ich selbst nutze Fiverr nur noch als passiven Vertriebskanal. Das heißt, ich mache auf der Plattform nichts mehr aktiv, diese Energie stecke ich lieber in andere Kanäle. Aber ganz selten kommen über Fiverr noch interessante Aufträge rein und die nehme ich gern mit.

Deshalb meine Einschätzung: Es spricht nichts dagegen, Fiverr für sich und seine Nische zu testen. Aber setze nicht all deine Hoffnungen und Kräfte in Fiverr. Das lohnt sich nicht.

Denn das Preisdumping und das Billig-Billig-Mindset der meisten Käufer:innen machen es schwer und anstrengend, den Lebensunterhalt langfristig mit Fiverr zu finanzieren. Außerdem würdest du dich vom Algorithmus und den Launen der Plattform abhängig machen.

Worauf du dich viel eher konzentrieren solltest, um mit dem Schreiben Geld zu verdienen, darüber habe ich im Artikel Mit Schreiben Geld verdienen: 7 Wege, wie du mit Texten im Internet wirklich Geld verdienst geschrieben. Einer dieser Wege ist es, einen eigenen Blog zu erstellen, hier kommst du direkt zu unserer Anleitung: Blog erstellen – So gelingt dir der perfekte Start.

Welche Erfahrungen hast du mit Fiverr gemacht? Schreib’s in die Kommentare.

Und hier kannst du übrigens unseren Newsletter abonnieren. Gibt zwar keine kostenlosen Geschenke, aber du wirst informiert, sobald ein neuer Artikel auf scribona erscheint, und du kannst Artikelwünsche äußern 🙂

FAQ: Häufige Fragen & Antworten zu Fiverr

Fiverr ist ein Online-Marktplatz aus Israel für Dienstleistungen. Freelancer („Seller”) bieten Dienstleistungen an und Auftraggeber:innen („Buyer”) können Dienstleistungen kaufen.

Du kannst mit Fiverr unendlich viel Geld verdienen. Wie viel Geld du am Ende verdienst, hängt von deiner Nische, deiner Positionierung und deinem Verhandlungsgeschick ab. Allerdings ist es auf Fiverr schwierig, hohe Preise durchzusetzen, da Auftraggeber:innen Fiverr wählen, um Geld zu sparen. Ihnen ist der Preis also häufig wichtiger als die Qualität, was dir bei Preisverhandlungen wenig Spielraum gibt.

Du erstellst auf Fiverr einen sogenannten „Gig”. Hier beschreibst du, welche Schreibdienstleistung du anbietest und welchen Preis du verlangst. Du kannst mit jeder Schreibdienstleistung auf Fiverr Geld verdienen – ob Blogartikel, Amazon-Rezensionen, Übersetzungen oder sogar E-Books.

Einnahmen, die du auf Fiverr erzielst, unterliegen wie alle anderen Einnahmen auch, der Einkommenssteuerpflicht. Deshalb ist es wichtig, dass du deine Einnahmen und eventuelle Ausgaben auf Fiverr dokumentierst. Fiverr selbst bietet keine klassischen Kontoauszüge an. Allerdings kannst du eine jährliche Gewinn- und Verlustrechnung herunterladen. Wenn du dich in deinen Benutzeraccount eingeloggt hast, findest du diese unter „My Business” → „Earnings” → „Financial documents”. Dort siehst du auf der linken Seite die Box „Statement of earnings”, klicke hier auf „Choose data range”. Nachdem du das Jahr ausgewählt hast, kannst du die Gewinn- und Verlustrechnung herunterladen.

Wenn du nicht mehr unter die Kleinunternehmer-Regelung fällst, musst du im Allgemeinen Umsatzsteuer an das Finanzamt abführen. Ob jedoch Fiverr-Einnahmen auch als umsatzsteuerpflichtig gelten, ist nicht eindeutig geklärt. Die Rechtsanwältin Romy Graske hat dazu einen sehr ausführlichen Blogartikel geschrieben, den ich dir an dieser Stelle empfehle.

Fiverr behält 20 Prozent deines Verkaufspreises ein. Auch wenn du Trinkgeld von Auftraggeber:innen erhältst, behält Fiverr davon 20 Prozent.

Sobald der Auftrag abgeschlossen ist, dauert es zwei Wochen, bis du dein Geld auszahlen lassen kannst. 

Julia Jank

Julia Jank

Julia hat ein Problem: Sie kauft weit mehr Bücher, als sie jemals lesen kann – ihr Wissensdurst ist einfach unstillbar. Damit wieder Geld reinkommt, schreibt sie freiberuflich Blogartikel und beschäftigt sich mit Marketing. Auf scribona schreibt sie über ihre Erfahrungen und ihre Erkenntnisse als freiberufliche Texterin.

Eine Antwort

  1. Vielen Dank für deine Insights zu Fiverr, Julia! Ich habe mich vor wenigen Tagen zum ersten Mal mit der Plattform befasst – und ich hatte kein gutes Gefühlt. Du hast mit deinem Bericht mein Bauchgefühl bestärkt: ich werde die Plattform nicht nutzen.

    LG, Eddy

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